
Du möchtest, dass deine Kinder zu mitfühlenden, hilfsbereiten und fürsorglichen Menschen heranwachsen?
Welche Eltern wünschen sich das nicht?
Das Gute ist, dass die Fähigkeit zu fühlen was der andere fühlt, auf einander einzugehen, zusammenzuarbeiten und einander zu helfen in uns und unseren Kindern angelegt ist. Wobei die Gene offenbar nur zehn Prozent ausmachen: Der Rest entsteht durch „Erziehung, Sozialisation und Erfahrungen“. Wir können Mitgefühl als Fähigkeit also in uns und unseren Kindern noch weiter fördern und kultivieren.
Mehr Mitgefühl hat viele Vorteile
Und das hat positive Auswirkungen: Nicht nur, dass die Welt durch mehr Mitgefühl vielleicht zu einem besseren Ort wird, mitfühlende Menschen sind einfach glücklicher. Empathie stärkt und vertieft Beziehungen, wodurch man sich in diesen Beziehungen deutlich glücklicher fühlt. Starke soziale Beziehungen sind sogar ein Faktor für eine höhere Lebenserwartung. Sogar auf den Erfolg im Arbeitsleben hat Mitgefühl positive Auswirkungen.
Wie können wir also in unseren Familien mitfühlender werden und unseren Kindern dabei helfen, Mitgefühl zu entwickeln?
Im Zusammenleben mit Kindern gilt immer: Sie machen alles nach.
Schaffen wir es also, selbst mitfühlender zu sein, dann geben wir diese Fähigkeit auch an unsere Kinder weiter. Im Alltag fällt das nicht immer leicht. Viele moderne Gewohnheiten, wie großzügige Bildschirmzeit oder ein hohes Stresslevel, erschweren eine einfühlsame Kommunikation mit unseren Kindern zusätzlich.
Ich nütze daher oft kleine Spiele und Übungen, die man als Eltern gemeinsam mit den Kindern machen kann. Sie bringen Kindern spielerisch das Thema des Miteinanders und Mitgefühls näher, aber für mich steht viel mehr die gemeinsam verbrachte Zeit im Vordergrund. Sich mit den Kindern Zeit für „Empathie-Spiele“ zu nehmen bringt dich deinen Kindern näher, du verstehst sie besser, es ist leichter miteinander freundlicher zu sein und ihr erlebt gemeinsam bewusste Momente.
Ich stelle dir heute eines unserer Lieblingsspiele vor:
Gute Wünsche senden
Übung für mehr Mitgefühl und Wertschätzung für Eltern und Kinder
So geht es:
Wir machen als Familie manchmal kleinere Übungen vor dem Schlafen gehen. Das ist unser Abendritual. Die folgende Übung ist da immer wieder mit dabei.
Du kannst deine Kinder einladen, sich einfach zu dir zu setzen. Falls du es abends machst, können sie sich, bereits in ihre Betten legen, wenn sie es wollen.
Wenn es passt, kannst du sie bitten, mit dir noch ein paar tiefe Atmenzüge zu nehmen. Weil man dann besser entspannen kann oder wie ich es sage, „mehr Ideen für gute Wünsche“ hat.
Nun lade sie ein, sich zuerst selbst gute Wünsche zu senden.
Nenne ein paar Beispiele, damit sie auch wissen, was du meinst. In der klassischen „Metta- Meditation“, eine traditionelle Praxis aus dem Buddhismus, die liebende Güte kultiviert, verwendet man Wünsche wie „Möge ich glücklich sein“, „Mögest ich in Sicherheit leben“.
In einer weniger sperrigen Formulierung schlage ich ähnliches dann den Kindern vor. Du kannst zum Beispiel sagen: „Ich wünsche mir, dass ich glücklich und zufrieden bin.“
Aber die Kids haben selbst sehr kreative Ideen: Von der neuesten Spielekonsole bis zum ewigen Leben haben sie sich schon alles gewünscht 😉
Im nächsten Schritt sagen wir uns gegenseitig gute Wünsche.
Dann kommt zum Beispiel: „Mama ich wünsche dir, dass du lange lebst und dich nicht immer ärgern musst“
Je nachdem wie alt die Kids sind, kannst du bei den guten Wünschen an sich selbst, und die anderen Personen im Raum bleiben oder du weitest die Wunschmöglichkeiten aus.
Wenn es passt, können die Kinder auch gute Wünsche an Personen schicken, die nicht im Raum sind oder über die sie sich vielleicht geärgert haben oder die sie nicht so mögen.
Danach kannst du sie einladen darüber zu sprechen, wie sich das jetzt angefühlt hat.
Fragen an deine Kinder könnten so aussehen:
Wie findest du es anderen gute Wünsche zu senden? Und wie ist es jemandem gute Wünsche zu senden, den du nicht magst? Wie fühlt es sich an, sich selbst einen guten Wunsch zu sagen? Oder einen von Mama, Papa oder Bruder und Schwester zu hören?
Du kannst sie auch fragen, bb sie eine Idee haben, warum wir gute Wünsche senden? Warum es wichtig ist, andere besser zu verstehen oder freundlich zu sein, auch wenn wir sie nicht so gerne mögen.
Du kannst mit ihnen auch über den Unterschied zwischen Freundlichkeit und „sich alles gefallen lassen“ sprechen, denn das ist natürlich nicht dasselbe.
Ich kann euch versprechen, es kommen spannende Antworten!

Verschiedene Varianten für das Mitgefühlsspiel
Manchmal wandeln wir die Übung ein bisschen ab. Die Kinder können sich umarmen und sich gegenseitig umarmen, wenn sie wollen. Ich umarme sie natürlich auch und sie können sich auch vorstellen, andere liebe Menschen zu umarmen, die gerade nicht da sind. Dann lade ich sie ein, nachzuspüren, wie sich das anfühlt.
Danach senden wir die guten Wünsche wie oben beschrieben.
Achtsamkeitsübungen mit Kindern: Wenn es einmal nicht klappt
Natürlich gehen wir mit bestimmten Vorstellungen in ein solches Spiel und diese Vorstellungen werden garantiert über den Haufen geworfen. Manchmal ist der Moment vielleicht unpassend oder das Spiel gestaltet sich nicht so friedlich wie wir es uns als Eltern vielleicht vorstellen. Bei uns ist es einmal sogar schon vorgekommen, dass sich die Kinder am Ende angeschrien haben, wer jetzt eigentlich den besseren Wunsch gewünscht hat. Einmal wurde ich nach dem Üben abends von einem Vater angerufen wurde, dass mein Sohn zu seinem Sohn derzeit ziemlich unfreundlich ist. Also nichts läuft perfekt und nur weil wir uns wünschen, dass solche Spiele natürlich am besten sofort etwas bewirken sollen, tun sie es nicht gleich.
Hier übe ich dann immer gleich eine achtsame Haltung mit: Ich überprüfe meine Erwartungen an meine Kinder und an mich. Höre in mich hinein, was da ausgelöst wird und nütze diese Spiele eine Verbindung zu mir und meinen Kindern herzustellen.
Mit einer offenen und neugierigen Haltung, dass alles sein darf, was sich jetzt entwickelt und dann schauen wir wie es weitergeht.
Das ist Achtsamkeit.
Viel Spaß beim Miterforschen!