Was hab ich nur falsch gemacht? {es ist gut, so wie es ist #1}

Derzeit macht es mir das große Glückskind nicht leicht. Er haut, er zwickt, er kratzt und macht Dinge erst recht, wenn ich sag, ich mag sie nicht. Alles ist seines, nichts mag er teilen. Gibt es was, was ihm nicht passt, wird geweint und rumgegrantelt. Ach ja, und rumkommandieren tut er auch.

Dann denk ich mir „Was hab ich nur falsch gemacht?“

Ich meine ich denke es mir doppelt so arg, wie es sich andere denken. Wir leben ja auch in einer Patchworkfamilie. Er ist drei und hat schon einiges erlebt.

Zuerst ziehen wir beim Papa aus, naja, da war er noch klein, aber trotzdem. Und dann? Dann kommt ein neuer Typ (der zieht bei uns ein) und dann noch schlimmer, dann kommt so ein ganz kleiner neuer Typ, mit dem er jetzt auch noch die Mama teilen muss. (Der darf sogar noch an der Brust trinken und schläft mit Mama in einem Bett!!)

Würde mir wer was Vergleichbares zumuten, bräuchte ich täglich mehrstündige Gespräche bei der besten Freundin oder beim Therapeuten. Das große Glückskind kann sich so nicht ausweinen (er kann ja grad mal sagen, was er zum Essen will), vielleicht muss der Frust anders raus.

Mein Schlechtesgewissen-Ringelspiel dreht sich ständig: Hätte ich bei der Trennung was anders machen können? Braucht er den Papa (noch) mehr, braucht er mehr Mama? Bin ich gewissensbedingt zu lasch oder zu inkonsequent?

Manchmal kommen Antworten, eher als man denkt.

Heute treff ich eine Mutter aus dem Kindergarten: Auch zwei Kinder, eines so alt wie das Glückskind und eine zweite Tochter ein bisschen jünger. Keine Patchworkfamilie.

Und was sagt sie?

Die Größere habe auch solche Phasen. Manchmal „zum Verzweifeln“. Die Verwandtschaft hätte schon behauptet, „da stimmt was nicht“. Große Sorgen hätte sie sich gemacht, alles rein interpretiert, die Ankunft der Kleinen, oder was eben grad Thema war.

Und jetzt? Jetzt sei alles besser, sagte sie. Also nur eine Phase.

Nur die Kleine, die fängt jetzt auch so an.

Und da ist es mir aufgegangen:

Es stimmt. Das große Glückskind haut, er zwickt, er kratzt und macht Dinge erst recht, wenn ich sag, ich mag sie nicht.

Aber wisst ihr was? Er lacht auch und springt und hüpft und singt und versucht Dinge nachzumachen, weil die Mama es so macht, er streichelt mich, wenn ich krank bin und bringt dem Glücksbaby eine Rassel, wenn es quengelt.

Er macht eben Dinge, die 3-Jährige so machen.

Und das ist gut so, genauso wie es ist.

EinHerzuSeele NEU