Wie man ein Motivationstief ganz schnell überwindet

Sauberkeit (1 von 1)

 

Zu Weihnachten hat das große Glückskind im Kiga eine Weihnachtskugel aus Plastik bekommen. Er war begeistert, was für ein Geschenk! Anstatt sie auf den Baum zu hängen, hat er sie zum besten Freund ernannt, „die beste Kugel aller Zeiten“. Betrachtet hat er sie, geherzt hat er sie und nach wiederholten Beteuerungen, wie innig doch diese neue Freundschaft sei, hat er sie unbeachtet in der Küche liegen lassen.

Jetzt räume ich ja schon seit Monaten herum, ich entrümple, ich ordne, ich bin die strengste Kontrolleurin, wenn es darum geht, dass Gegenstände einen Weg in unsere Wohnung finden. Trotzdem habe ich derzeit echt ein „Minimalismus“-Tief. Es stellt sich noch nicht der rechte Erfolg ein, mein Wunsch nach Einfachheit, endlich weniger Chaos, will einfach nicht in Erfüllung gehen. Zwar halte ich mich brav an meine Vorsätze, nicht alles auf einmal zu wollen, mir kleine Ziele zu stecken und es passiert ja auch was, aber mein Leben wird trotzdem nicht leichter.

Das Zentrum des Chaos

Aus mir unbekannten Gründen konzentriert sich das meiste Chaos in unserer Küche. Sie ist quasi Anlaufstelle für Gerümpel aller Art. Jetzt ist unsere Küche ohnehin sehr klein, wenn ich nicht alles sofort wegräume (und hier habe ich leider immer noch nicht meine schlechten Gewohnheiten entrümpelt), dann rächt sich das ungemein, indem absolut nirgends mehr Platz ist, um etwas hinzustellen (hab ich glaub ich schon mehrfach erwähnt).

So auch gestern. Die Küche gerammelt voll, Kinder warten eh schon ungeduldig auf das Essen und das kleine Glückskind schon sehr sehr müde. Ich muss ihn in die Trage auf den Rücken packen, damit ich erst mal die Hände frei habe, um Platz zu machen. Ich merke, wie der Zwerg immer müder wird. Ahhh schneller. Biiiittte jetzt nicht einschlafen (ein 5-Minütiges Powernapping würde meine Abendplanung komplett ruinieren). Ich fange an im Eilzugtempo den Geschirrspüler zu entleeren, und während ich einen Teller versuche in Hochgeschwindigkeit und dabei noch elegant in den Schrank gleiten zu lassen, stößt dieser an ein unnötiges Plastikgeschirrl. Eines von der Sorte, welches man nie verwendet (sowieso nicht, weil man ja „anti-plastik“ ist), aber eben noch hat, weil man ja nicht weiß, ob man es nicht doch iiirgendwann mal braucht. Und dieses unnötige Gschirrl fällt aus dem Schrank, auf einen großen, ja eigentlich riesigen Berg an schmutzigem Geschirr. Wer das Computerspiel „The Incredible Machine“ kennt, kann sich jetzt ungefähr vorstellen, was dann für eine Kettenreaktion in Gang kam. Das unnötige Geschirrl plumpste runter, stieß die Flasche mit dem Geschirrspülmittel um, die stieß einen Topf an und dieser Topf rutschte vom schmutzigen Geschirrberg ab (der mit einem Krachen in sich zusammenfiel) und schoss dabei die beste Kugel aller Zeiten quer durch die Küche.

Sie war übrigens nicht aus Plastik.

Und zerbrach in geschätzte 1 Million Minischerben.

Daneben das Glückskind, das gerade seinen besten Freund verloren hatte, am Rücken das inzwischen schlafende Glücksbaby und am Boden zwischen einer Menge schmutzigem Geschirr, die Überreste der besten Kugel aller Zeiten.

Der Abend war gelaufen, aber immerhin hatte ich mit einem Schlag einen riesen Motivationsschub. Heute habe ich weggeschmissen, was mir in die Finger kam. Das Glückskind hat zur Vorsicht gleich alle seine Sachen in Sicherheit gebracht.

Aufräumen ja, aber bitte nicht als Lebensinhalt

Noch nie war das Gefühl so groß, dass Aufräumen und Organisieren definitiv nicht meine Hauptlebensinhalte sind und nie werden sollen. Das geht eben nur, wenn man wenig hat.

Alles hab ich zwar heute nicht geschafft.

Aber ich bin auf dem Weg dahin und jetzt wieder voll motiviert.

Etwas Leidensdruck hilft dabei ungemein.

Alles Liebe,

Birgit

Foto: Kursikowski