Wie man mit Kindern ausmistet und die Sache mit dem Loslassen

Und hattest du Gelegenheit eure Problemzonen im Kinderzimmer näher anzusehen? Wenn man genau hinsieht, ganz schön viel Zeug, was da so verteilt ist oder?

Aber wie geht’s jetzt weiter? Eine Möglichkeit wäre es, einfach mehr Stauraum anzuschaffen. Aber mehr Stauraum bedeutet nicht automatisch weniger Chaos. Denn für Kinder gilt – noch viel mehr als für uns Erwachsene – das „aus den Augen aus dem Sinn“-Prinzip. Ist ein Ding irgendwo in einer größeren Kiste vergraben, in der hintersten Lade versteckt oder nicht ständig im Blickfeld, dann ist es sowieso vergessen und wenn es den Kindern dann doch mal einfällt, ist es bei sehr vielen Laden, Kisten und Kästen schwer zu finden und vorsorglich wird gleich wieder alles ausgeräumt. Nur zu Sicherheit.

Wir kommen nicht drum herum, wir werden unser Zeug reduzieren müssen, bis alles seinen Platz hat und das Kinderzimmer trotzdem noch frei und übersichtlich bleibt.

(Vielleicht schadet es nicht, wenn du jetzt einmal kurz durchatmest und dir vorzustellst, dass es danach viel freier und angenehmer sein wird ;-))

Mit Kindern ausmisten ja oder nein?

Wie misten wir jetzt am besten und am schnellsten im Kinderzimmer aus? Die eigenen Sachen auszumisten, ist ja die eine Sache, aber können wir für unsere Kinder ausmisten?

Nein, denn ich glaube, dass es wichtig ist, das Eigentum der Kinder zu respektieren und ich glaube auch, dass sie das Loslassen und den gesunden Umgang mit dem vielen Zeug, das uns heute nunmal umgibt, erst lernen müssen. Das geschieht sicher nicht, wenn wir für sie ausmisten.

Das heißt aber nicht, dass ich nicht Teile, die mich besonders nerven mal verschwinden lasse und noch eine Zeit lang aufbewahre, nur um sicherzugehen, dass es eh nicht auffällt 😉 Aber wenn wir wirklich größere Aufräumaktionen machen, dann spreche ich das immer mit meinem Großen (5) ab.

Wenn du noch sehr kleine Kinder hast, dann freu dich, dann kannst du dich alleine austoben und es wird sicher schneller vorangehen 🙂

Und wie funktioniert jetzt das Ausmisten mit Kind ganz praktisch?

  • Vor jeder Ausmistaktion informiere deine Kinder. Ganz ehrlich. Ich sage zum Beispiel: „Wir müssen ausmisten, es ist gar kein Platz mehr, alles liegt nur herum, das Wegräumen ist so total mühsam. Suchen wir gemeinsam aus, was wegkann, was wir verschenken können und was wir in den Keller geben“. Anfangs musste ich meinem Sohn noch einige Ängste nehmen und noch ein bisschen was erklären. Dinge, die bei uns in den Keller kommen, können jederzeit wieder geholt werden, wenn er damit spielen will.

Ein paar Tipps zum Ausmisten des Kinderzimmers :

  • Wenn die Kinder vorbereitet sind, dann brauchst du noch ein paar Kisten, in die du die aussortieren Sachen hinein gibst. Bei uns hat sich folgendes Kistensystem bewährt:
    – Müllkiste (oder -sack)
    – eine Verschenken/Verkaufen/Zurückgeben-Kiste
    – eine Reparaturkiste
    – eventuell eine „darf-bleiben“-Kiste (wenn nichts umgeordnet wird, können die Dinge auch gleich zurück auf ihren Platz und die Kiste fällt dann weg)
    – eine „Austausch-Kiste“
  • Wenn du alles bereit hast, dann nimm dir deine Problemzonenliste und schau dir an, was dich am meisten nervt. Fang mit einer nervigen aber kleinen und überschaubaren Problemzone an und räume zum Beispiel den Inhalt der Stofftierlade komplett aus und gehe ihn mit deinen Kindern durch.
  • Starte mit dem Spielzeug, das ihr zurückgegeben könnt, das ist für die Kinder am leichtesten zu verstehen. Bei uns sammeln sich wahnsinnig viele Dauerleihgaben von Großeltern, Tanten, Cousinen an, die kommen als erstes in eine Kiste.
  • Als nächstes kommen die kaputten oder nicht mehr vollständigen Sachen, auch das verstehen die Kinder meistens sehr gut. Entweder kommt es weg oder in die Reparaturkiste.
  • Dann kommt der schwierigste Teil: Sich von Dingen trennen, die aus Kindersicht nicht verständlicherweise weg müssten. Frag einfach, können wir das verschenken, du spielst ja nicht mehr oft damit? Dann siehst du eh gleich was kommt. Oft kommt für mich eine total unerwartete Antwort. Bei Dingen, wo ich es mir nie gedacht hätte, sagt mein Sohn ganz großzügig, ja weg und bei anderen, die eigentlich in meinen Augen nur unnötiger Krempel sind, die will er unbedingt behalten (auch ein Grund, warum man mit den Kindern aussortieren sollte, denn sie haben wirklich ganz eigene Vorstellungen)
  • Bleibt immer noch sehr viel übrig oder kann sich dein Kind von gar nichts trennen, dann einigt euch auf eine Anzahl von Dingen, die in die „Austausch-Kiste“ kommen. Diese Sachen kommen erstmal in den Keller oder z.B in einen nicht so leicht zugänglichen Teil eines Schranks. Sie können auf Wunsch jederzeit hervorgeholt werden, müssen aber gegen etwas anderes ausgetauscht werden. Das hat schlicht und einfach den Zweck, dass nicht alles herumliegt und die Menge überschaubar bleibt. Wenn du merkst, die Dinge fehlen gar nicht, dann muss die Kiste ja gar nicht mehr vorgeholt werden und irgendwann kannst du sie dann weggeben.
  • Wenn die Kinder keine Lust mehr haben, einfach ein anderes mal weitermachen (mein Sohn erteilt mir auch oft die Erlaubnis, dass einfach ich alleine entscheiden soll = Joker 😀 )
  • Die Kisten mit den Sachen, die sicher wegkommen, solltest du wirklich umgehend wegbringen. Wir spenden sie zum Beispiel einer Kirche in unserer Nähe. Für Dinge, die du reparieren oder verkaufen willst, solltest du dir eine Frist setzen (notiere sie auf der Kiste) und wenn du es bis dahin nicht geschafft hast, dann spende sie lieber ebenfalls, sonst stehen die Sachen ewig herum. Auf gar keinen Fall, die Kisten noch einmal durchschauen 😉

Wie können wir unseren Kinder das Loslassen von Gegenständen erleichtern?

  • Loslassen fällt schwer. Wir wissen das von uns selbst, wir können unsere Kinder nur ermutigen, aber nicht zwingen.
  • Alles eine Sache der Übung. Ich werde bei jeder Ausmistrunde besser und so auch meine Kinder. Am Anfang fiel es meinem Sohn extrem schwer Dinge wegzugeben, aber ich merke, es wird bei jedem Mal leichter. Außerdem wächst er damit wie selbstverständlich auf und natürlich hat er einfach auch Phasen in dem es ihm schwerer fällt und in anderen leichter.
  • Ganz kleine Schritte. Die „Austausch-Kiste“ ist ein guter Weg. Vielleicht schafft es dein Kind erst mal zwei Sachen in die Austauschkiste zu geben, dann vielleicht fünf und wenn diese voll ist, vielleicht schafft es dann ja doch das eine oder andere Teil zu verschenken.
  • Kreativ sein. Es gibt kein Patentrezept, mit Kindern muss man immer neue Wege finden, aber sie sind sehr verhandlungsbereit, wenn sie eine Alternative haben. Mein Sohn spielt derzeit mit Figuren, die es bei Einkäufen gratis dazu gab. Alle Verwandten haben für ihn gesammelt (ich war sehr glücklich darüber :-/ ) und jetzt liegen sie überall herum und er hat auch einiges doppelt und dreifach. Zum Weggeben ist er aber noch nicht bereit. Ich habe den Vorschlag gemacht, dass er einfach so lange damit spielen soll, so lange es ihm Spaß macht mit allen Figuren zu spielen und wenn er bereit ist, dann verschenken wir erstmal die ganze doppelten. Und inzwischen richtet er jeden Tag andere, die er gerne anderen Kindern/Freunden etc. schenken möchte, ohne dass ich noch viel dazu sagen muss.
  • Vorbild sein. Wir geben unsere Verhaltensweisen an unsere Kinder weiter. Horten wir unser Zeug, wie können wir von unseren Kindern verlangen ihren Kram überschaubar zu halten?
  • Kinder lieben und stärken Kinder kommen mit bestimmten Bedürfnissen zur Welt. Sie wollen sich entwickeln, wachsen und gleichzeitig geliebt und geborgen sein, haben sie das nicht, müssen sie ihre Bedürfnisse anderweitig stillen und wir leben ihnen vor, wie das geht: nämlich indem man sich einfach etwas kauft. Es gibt einen sehr interessanten Vortrag dazu von Gerald Hüther: „Wenn man nicht das kriegt, was man braucht, nimmt man sich das, was einem irgendwo angeboten wird. Und dann gibt es eine ganze Industrie, die wartet nur darauf, dass es möglichst viele Menschen mit möglicht vielen ungestillten Bedürfnissen gibt“. Zum ganzen Vortrag geht es hier.

Das waren jetzt ganz schön viele Infos, deshalb hier noch einmal die

Zusammenfassung:

  • die Kinder vorbereiten
  • mit den Kindern ausmisten
  • Kistensystem vorbereiten
  • wenn es gar nicht geht, einmal nur Dinge in eine „Austausch“-Kiste geben
  • immer einen Schritt nach dem anderen
  • die eigenen Sachen zuerst ausmisten 😉

Im nächsten Beitrag geht es um die “ideale” Spielzeugmenge im Kinderzimmer und um den Stauraum für die Sachen, die im Kinderzimmer verbleiben.

Und ich verspreche, ab jetzt wird es kürzer 🙂

Habt ihr vielleicht noch Tipps für Kinder oder auch Eltern, die sich gar nicht trennen können? Immer her damit.

Vielleicht möchtest Du die Bilder und Erfahrungen mit uns teilen, dann mach das doch hier in den Kommentaren, auf Twitter/Instagram unter dem Hashtag #chaosfreiesKinderzimmer oder in dieser Facebookgruppe.

Schreibst du selbst auf deinem Blog über die Challenge, dann kannst du deinen Beitrag auf der Übersichtsseite der Challenge verlinken. Dort findest du dann auch alle meine Beiträge zur Challenge noch einmal gesammelt.

Alles Liebe,

Birgit