Medien im Kinderalltag

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Wir haben keinen Fernseher. Aber ein Ipad und es ist für die Familie ein Segen. Zum Beispiel dann, wenn ich jedes zweite Wochenende alleine mit beiden Kindern zu Hause bin und ich abends kurz Ruhe reinbringen muss, bevor alle wahnsinnig werden. Dann liebe ich es. So richtig.

Was man liebt, mag man nicht mehr hergeben. Ich genieße gerne die Vorteile der digitalisierten Welt, ich kann zu Hause arbeiten und muss mir keine Mühe machen, Informationen zu suchen, sie erreichen mich von ganz alleine.

Die Schattenseite ist (und das ist für mich als Achtsamkeitswillige richtig schwer einzugestehen): Ich bin so richtig abhängig. Ein echter Techkram-Junkie.

Hallo. Ich bin die Birgit und habe ein Internetproblem.

Hallo Birgit.

Viele Regeln, die ich für mich im Umgang mit Medien aufgestellt habe (zum Beispiel nur ins Handy schauen, wenn die Kinder nicht da sind), kann ich oft nicht einhalten.

Eltern wirklich ein gutes Vorbild?

Oft stelle ich mir die Frage: Wie können wir als Eltern ein gutes Vorbild sein, wenn es oft selbst schwerfällt, einen maßvollen Umgang mit den Medien zu finden?

Neulich beim Hundespaziergang habe ich ein Foto geknipst und bis ich es für Instagram bearbeitet hatte, war der Spaziergang schon vorbei. War übrigens ein sonniger Herbsttag. Wenigstens erinnert mich das Foto daran, auch wenn ich sonst nicht viel mitgenommen habe.

Will ich das wirklich für meine Kinder?

Im Gegensatz zu mir genießen meine Kinder derzeit noch jeden Spaziergang so richtig. Hier ein Blümchen dort ein Ästchen. Da wird kein Gedanke an Twitter, Facebook oder WordPress-Statistiken verschwendet.

Ich wünsche mir, dass das noch länger so bleibt. Einfach mit der realen Welt zufrieden sein, so wie sie ist.

Was die Medien wirklich mit uns machen, weiß keiner, wir sind Teil eines großen Experiments. Ob die Vorteile oder die Nachteile überwiegen, darüber kann man sich wahrscheinlich lange streiten.

Aber Medienkonsum macht was mit uns und unseren Kindern

Psychologe Larry Rosen gibt in einem Video einen kurzen Überblick über derzeitige Studien genau zu diesem Thema:

Nicht ganz überraschend checken zum Beispiel 67% der (amerikanischen) Jugendlichen und jungen Erwachsenen ihre Nachrichten am Handy alle 15 Minuten oder weniger, einfach so, ohne eine Benachrichtigung bekommen zu haben. Wird nicht nur in Amerika gelten, da kann ich ja selbst fast schon mithalten.

Ein Teil der Jugendlichen wird richtig unruhig, wenn sie ihr Handy nicht checken können. (auch das ist mir schon passiert)

Wer viel Techkram nützt. Ist leichter abgelenkt und wer leichter abgelenkt ist, dessen Gehirn hat einfach mehr zu tun, muss mehr denken, meistens übrigens etwas zum Thema Technologien. Das Gehirn ist viel aktiver, manchmal auch viel zu aktiv.

Wenig überraschend: Wer sich weniger konzentrieren kann, der ist auch schlechter in der Schule usw.

Medien „gesund“ in den Kinderalltag integrieren

Trotzdem muss es einen Weg geben, Medien in unseren Alltag zu integrieren und in den unserer Kinder. Ich meine wer möchte die guten Seiten schon missen? Und es ist nun mal so, wie es ist.

Rosen gibt drei Ideen dazu mit und da ist ganz viel Achtsamkeit im Spiel:

  • Wir müssen uns der Ablenkungen bewusst werden. Weg mit dem Handy, wenn es stört. Email abschalten, wenn wir uns nicht konzentrieren können.
  • Reset the brain“. Bei „digitaler Überlastung“ einfach abschalten. Raus in die Natur, Musik machen, lachen, ein Bad nehmen, alles ist gut, wenn wir uns wieder spüren können.
  • Lernen wir uns wieder zu konzentrieren, 15 – 30 Minuten am Stück sollten wir wieder schaffen und da hilft wohl nur üben, üben, üben.

Das ist dann gleich was, was wir unseren Kindern vorleben können.

Vielleicht gelingt dann ein „vernünftiger“ Umgang mit den Medien, nicht nur den Kindern, sondern auch uns.

Übrigens dieser Artikel ist mein Beitrag zur Blogparade von BerlinMitteMom und Scoyo (zu dem Thema gibt es von Scoyo einen „Elternabend“ ).

Seid ihr gute “Vorbilder”? Wie steht es mit eurer Mediennutzung? Was hilft euch gegen Mediensucht? Bin auf eure Erfahrungen sehr gespannt.

Alles liebe,

Birgit

PS und hier noch das Video von Prof. Rosen: