“Heul doch nicht” – Warum es so wichtig ist, dass Buben Gefühle zeigen dürfen

"Heul doch nicht" Warum es so wichtig ist, dass Buben Gefühle zeigen dürfen - Jungen erziehen, liebevoll begleiten - Fräulein im Glück der nachhaltige Mamablog

Am liebsten möchte ich Donald Trumps Mutter anrufen und sie fragen, was um Gotteshimmelswillen in seiner Kindheit vorgefallen ist, dass er so über Frauen spricht (also abgesehen von dem ganzen Wahnsinn, den er sonst noch macht). Schon im Wahlkampf ist ja dieses Video aufgetaucht, indem er sich mit unglaublichen Ausdrücken herablassend über eine Frau, ja über die Frauen allgemein auslässt und nicht nur das, er geht noch viel weiter, er beschreibt schon, wie er diese Frau sexuell nötigen will.*

Umso entsetzter war ich, als Trump Präsident wurde und noch entsetzter bin ich, dass Trump kein Einzelfall ist, denn

Männer reden so über Frauen, wenn sie unter sich sind.

Männer reden auch so über Frauen, wenn Frauen dabei sind.

Männer reden so über Frauen.

Männer denken so über Frauen.

Und wisst ihr was?

Als Bubenmama ist das für mich eine wirklich ganz ganz bittere Erkenntnis.

Mein erst 3-Jähriger Sohn sagte zu mir neulich: „typisch Mädchen“, er weiß noch nicht einmal, was das heißt, aber er hat es an dem Tag immer wieder wiederholt.

Wann wird er beginnen Dinge zu denken oder zu sagen, die „typisch Mann“ sind?

Darauf hab ich keine Lust.

Ich will nicht, dass meine Kinder über Frauen so reden oder denken. Sicher nicht!

Aber was können wir als Mütter schon tun?

Wie können wir als Mütter, als Eltern ankämpfen gegen eine Kultur, die unseren kleinen Söhnen täglich in der Werbung, in Serien und beim Spielzeug vorzeigt, was „typisch Mann“ zu sein hat und dass Dominanz und Aggressivität Wege zum (männlichen) Erfolg sind.

Wo Figuren wie Superman und Spiderman, Hulk und Ninjas, später dann Popstars und Sternchen, Sportler und Schauspieler unseren Söhnen zeigen, dass man der stillschweigende „Checker” sein muss, der seine Gefühle unter Kontrolle hat und mit Stärke, Macht, Überlegenheit und Geld an die Spitze kommt.

Sind das die Vorstellungen, die wir von einem erfolgreichen Leben unserer Söhne haben?

Ist das wirklich erfolgreiche Männlichkeit?

Und dabei möchte ich noch gar nicht daran denken, was erst passieren wird, wenn unsere Söhne im Teenageralter über Pornos ein vollkommen falsches Bild bekommen, wie man mit Frauen Sex hat (nämlich nicht vornehmlich brutal und dominant)

Aber wie können wir das als Eltern etwas tun?

Wie schaffen wir es, ihnen klar zu machen, dass Dinge wie Mitgefühl, Verantwortungsbewusstsein, Konflikte ohne Gewalt zu lösen, die wahren Stärken eines Mannes sind?

Sollen wir unseren Söhnen nur noch Puppen zum Spielen anbieten und alle Serien verbieten?

Nein, das ist wahrscheinlich ein aussichtsloser Kampf, aber ich glaube, es gibt Wege:

  1. Zeigen wir ihnen, dass das “Weibliche” wertvoll ist.
    Jungs wird in unserer Kultur beigebracht, bewusst oder unbewusst, Frauen nicht als gleichwertig zu sehen, sondern als anders und nicht nur als anders, sondern als Objekt, das sie herabwürdigen müssen, wenn sie ein respektierter Mann sein wollen (siehe Donald Trump). Jedes Mal wenn wir oder andere zu unseren Söhnen sagen „heul doch nicht gleich wie ein Mädchen“, „bist du ein Mann oder ein Mädchen“, „du wirfst ja wie ein Mädchen“ „von Mädchen darf man sich als Bub nichts gefallen lassen“ – sagen wir ihnen, dass das weibliche anders ist und nicht so wertvoll, sie sollen es ja anders, besser machen. 
Hören wir auf das zu tun! Sagen wir anderen, dass sie aufhören sollen, das zu tun! Trauen wir uns “Nein” zu sagen, zu Dingen, die falsch sind!
  2. Zeigen wir unseren Söhnen, dass Gefühle gut sind und dass sie gut sind, so wie sie sind
    Gefühle und Mitgefühl ordnet unsere Kultur dem „Weiblichen“ zu, wir erziehen es, wieder bewusst oder unbewusst, unseren Jungs ab – wieder Stichwort „heul doch nicht, wie ein Mädchen“. Mein kleiner Sohn ist sehr empfindsam und fängt sehr leicht zu weinen an. Nicht nur einmal habe ich gehört „er hätte ein Mädchen werden sollen“. Und hier können wir wieder etwas tun, zeigen wir unseren Kindern, dass ihre Gefühle in Ordnung sind, sie dürfen sie haben, Gefühle sind gut und zeigen wir ihnen, wie sie damit umgehen können. Damit helfen wir nicht nur unseren Söhnen, sich endlich ganz und akzeptiert zu fühlen, mit allen ihren Eigenschaften, auch den „vermeintlich“ weiblichen, sondern wir helfen auch unseren Töchtern, damit all ihre Eigenschaften (von Männern) endlich als gleichwertig anerkannt werden.
  3. Und zu guter letzt mein Appell an Väter, an Lehrer und alle Männer.
    Wenn Männer so über Frauen reden, wie es Trump getan hat, dann können nur Männer sie stoppen. Unser Einfluss als Mutter ist irgendwann endenwollend, aber Männer können Männer stoppen. Geht mit gutem Beispiel voran und wenn ihr Herabwürdigungen mit an hört, sagt anderen Männern, dass ihr das nicht toleriert und unsere Söhne werden es hören und andere Söhne werden es hören und irgendwann werden wir in einer Welt leben, in der es keine solcher Gespräche mehr geben wird.

Irgendwann.

Und bis dahin hoffen wir, dass nicht noch mehr Männer wie Donald Trump Präsidenten werden.

Alles Liebe,

Birgit

PS abschließend noch ein Doku-Tipp “the Mask you live in”, hier geht’s zum Trailer: klickklack

* “Ich fange einfach an, sie zu küssen. Ich warte nicht einmal. Wenn du ein Star bist, dann lassen sie es zu. Du kannst alles machen. Ihnen an die Muschi fassen. Alles.” (“I just start kissing them. It’s like a magnet. Just kiss. I don’t even wait. And when you’re a star, they let you do it. You can do anything.”)

Für später pinnen:

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