Adventskalender – Türchen 20: Zwischen den Jahren

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Wenn Tina von „Werden und Sein“ über ihre Gedanken bloggt, dann trifft sie einfach immer genau diesen Punkt, bei dem man sich denkt: „ja genau, bei mir genauso.“

Heute schreibt sie über die Zeit zwischen den Jahren und ihre besondere Stimmung.
Danke Tina!

Zwischen den Jahren

Schon als Kind liebte ich die Zeit zwischen Weihnachten einschließlich des Neujahrtages. Schon damals hatte ich das Gefühl, dass es sich um eine ganz besondere Zeit handelte. Eine Zeit, in der die Welt ein bisschen still steht und in der alles intensiver ist. Als meine kleine Schwester und ich früher nach den Weihnachtsfeiertagen aufwachten, schlichen wir uns runter zum Christbaum, machten dort die Lichterkette an und spielten gefühlt stundenlang mit den neuen Geschenken, bis der Rest der Familie aufwachte. Es war toll und es ist eine meiner schönsten Kindheitserinnerungen.

Vor vielen Jahren erzählte mir eine Freundin von den Rauhnächten. Diese dauern grob gesagt ab den Weihnachtsfeiertagen bis zum Heilig-drei-König-Tag an.

Um die Rauhnächte herum gibt es einen Haufen Mythologien und wenngleich ich nicht fest daran glaube: Es zieht mich magisch an.
So heißt es, dass in den Rauhnächten die Grenzen zwischen der realen und der Geister-Welt verschwimmen. Es gibt einen Haufen Ge- und Verbote zu den Rauhnächten, alles steht im Zeichen des neuen Jahres, das möglichst sauber und geklärt begonnen werden soll. In dieser Zeit – besonders zum Jahreswechsel – soll beispielsweise keine Wäsche gewaschen werden und auf gar keinen Fall zum Trocknen auf den Leinen verbleiben. Denn die Geister-Reiter würden die damals noch weißen Leintücher mitnehmen und im kommenden Jahr als Leichentuch verwenden, sprich es ist mit einem Todesfall zu rechnen.

Ja, das ist in erster Linie gruselig. Was mich daran jetzt anzieht?

Mythos hin oder her, es ist wundervoll die Tage “dazwischen” mit einer Aufgabe weniger zu begehen und auch als Erwachsene noch diesen ruhigen Zauber dieser Tage zu erleben. Seit Jahren versuche ich tatsächlich meine Wäsche bis zu Weihnachten erledigt zu haben und besonders über den Jahreswechsel nichts auf der Wäscheleine hängen zu haben. Es ist meine Art, diese Tage einzuläuten, indem ich mich vorab darum kümmere, möglichst viel Zeit für – ja – nichts zu haben. Zeit zum Spielen, Träumen, Entdecken und Zuschauen. Zeit dafür zu spüren, wie die Welt sich ein kleines bisschen langsamer dreht.

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