Adventskalender – Türchen 15: Keine Geschenke als beste Lösung?

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Anne von ReBelle:Upcycling hat mir einen Brief geschrieben, in dem sie sich Gedanken über das Schenken macht und auch einen kleinen Einblick in ihre Weihnachtsrituale gibt. Dieser Brief verbirgt sich hinter dem heutigen Türchen.

Annes Blog war übrigens der erste Upcycling-Blog, in dem ich gelesen habe und ich freue mich immer über ihre sehr praktischen Ideen. Schaut doch mal auf ihre Seite, denn „Reuse, reduce, recycle, das Leben ist zu schade zum Wegschmeißen!“

Danke Anne!

Konsumverweigerung oder Reduzierung des Geschenkebergs?

Liebe Birgit,

Mitte Oktober flatterte Deine Anfrage zu einem Blogger-Adventskalender bei mir rein. Keinesfalls zu früh, wie sich jetzt herausstellt. Ich hatte eine ganze Weile Zeit mir Gedanken über Geschenke zu machen und bin dabei zwangsläufig ins Grübeln über das Schenken im Allgemeinen gekommen. Seid es den Minimonsieur gibt, stelle ich immer wieder in Frage, ob es wirklich sinnvoll ist uns alle (Kinder und Erwachsene) mit Geschenken zu überhäufen und was wirklich sinnvolle Geschenke sind. An Kinder verschenke ich zum Beispiel gern Fingerfarben oder Straßenmalkreide: das sind endliche Güter, die aber für das kreative Leben eines Kindes wichtig sind und die Spaß machen. Und bei den Großen halten wir es schon seid einiger Zeit mit dem Motto: Zeit statt Zeug (davon habe ich auch schon letztes Jahr berichtet). Denn mal ehrlich: ist es nicht das, was wirklich glücklich macht? Zeit mit den Menschen zu verbringen, die ich liebe?

Eigentlich hat es mir immer Spaß gemacht, mir Gedanken zu machen, was ich wem schenke. Leider sind dabei immer auch Menschen “auf der Strecke geblieben”, denn für manche fällt mir spontan etwas ins Auge oder ich habe mir einen ausgesprochenen Wunsch gemerkt. Für andere dagegen fällt mir nichts ein – und jetzt? Erst habe ich lange über “Spenden statt schenken” nachgedacht. Grundsätzlich halte ich das immer für eine gute Idee und finde beispielsweise die Oxfam Unverpackt-Aktion grandios. Die Sache passt, denn ich verschenke wenigstens kein Zeug. Aber dafür auch keine Zeit. Immer wieder habe ich auch die Aufrufe auf diversen Blogs oder bei facebook gelesen, doch dieses Jahr kleine, lokale Händler zu unterstützen und Geschenke dort zu kaufen. Finde ich auch gut, aber das ist auch wieder: Zeug!

Konsum-Ente

Du ahnst vielleicht schon, wo das hinführt? Nachdem ich neulich mit der Raumfreundin gesprochen habe, die mich mit Ihrer Interpretation der Konsum-Enten zum Lachen gebracht hat, stand mein Entschluss fest: keine Geschenke dieses Jahr! In unserer Familie herrscht glücklicherweise schon lange die Auffassung, dass wir uns “nicht so viel” schenken, für den Minimonsieur habe ich die “Ein-Geschenk-Regel” aufgestellt: jeder darf ein Teil schenken, sonst wird´s zuviel. Ich bin glücklich, dass sich eigentlich alle dran halten. Und uns mangelt es an nichts. Obwohl ich mal annehme, dass es dem Durchschnittsdeutschen, der 447€ für Geschenke ausgibt, eigentlich auch an nichts mangelt, aber das ist ein anderes Thema.

Was denkst Du, liebe Birgit? Geht das? Nichts schenken? Ich habe mir Gedanken gemacht und habe mit meiner Familie und meinen Freunden gesprochen. Dabei wurde schnell klar: so ganz ohne Geschenke wollen die nicht. Wir haben bei der Bescherung immer die Tradition, dass einer ein Geschenk bekommt, es auspackt und dann das nächste Geschenk aussucht und an einen der anderen gibt. So packt keiner ratz-fatz aus, alle nehmen teil und jeder kann kommentieren. Dieses Ritual würden einige vermissen, ebenso das Geräusch von reißendem Papier, was irgendwie dazu gehört. Also haben wir einen Kompromiss gefunden: wir losen aus, so dass jeder ein Geschenk bekommt und damit auch ein Geschenk verschenkt. Nicht von jedem ein Geschenk sondern eben nur insgesamt ein Geschenk. Das finde ich gut, zumal wir ja immer mit dem Zug zur Familie reisen und so nicht so viel Zeug mitschleppen müssen. Die Zeug-Reduzierung hat angefangen. Es ist ein Kompromiss, aber Gewohnheiten verändern sind auch immer ein Prozess. Ich bin sehr gespannt, wie diese neue “Ein-Geschenk-Regel” ankommt – auf jeden Fall bin ich dankbar für die Diskussionsbereitschaft in meiner Familie.

Die Traditionen ändern sich also hoffentlich – aber ist das nicht ganz im Geiste Jesu, der ja auch mit vielem Gewohntem gebrochen hat?

In diesem Sinne wünsche ich Dir, Deinen Lieben und allen Lesern hier noch ein paar wunderbare Denkanstöße im Advent und nicht ganz so viel Zeug.

Herzlich,

Anne